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Der Mittelpunkt von Zug

Interview Christian Seiler spricht mit Hillo Rieder, die den neuen Küchengarten der Roten Wand betreut.

 

Hillo, wir befinden uns hier auf 1.500 Meter Höhe. Was kann ein Garten in dieser Umgebung

Wir arbeiten daran, das herauszufinden. Wir haben jetzt einen Sommer hinter uns, in dem wir erste Erfahrungen gesammelt haben.

Wie habt ihr überhaupt angefangen?

Beim Anlegen der Beete hatten wir Unterstützung von Thorsten Probost, der in seiner Zeit in Oberlech schon einiges ausprobiert hat. Er hat uns seine Erfahrungen weitergegeben und steht uns auch als Berater zur Verfügung.

Ihr habt zum Beispiel Kartoffeln gepflanzt.

Ja, und wir haben sofort Hügelbeete an- gelegt, also Heu auf die Kartoffeln gelegt. Auch über die Salatsetzlinge haben wir Mulch gelegt: Ich habe allen Nachbarn gesagt, dass sie ihren Baum-, Strauch- und Grünschnitt nicht wegwerfen dürfen, sondern mir geben sollen: Damit haben wir dann hier unterhalb der Straße unsere Hügelbeete gemulcht.

Wie hat sich das ausgewirkt?

Großartig. Ich konnte direkt zuschauen, wie sich der Boden erholt.

Was habt ihr alles angepflanzt?

Auf dem ersten Feld verschiedene Sorten Erdäpfel: Nemo, Rote Emmalie, Rose- garden und viele mehr. Das Saatgut haben wir aus der Schweiz bezogen, und dann haben wir geschaut. Manche Sorten kamen gar nicht, andere waren höchst zufriedenstellend. Jetzt wissen wir schon mehr und werden uns auf fünf bis sechs Sorten konzentrieren.

Im Feld daneben sind es Blumen …

… und Kräuter. Kornblumen, Dill, Korian- der, Boretsch, Mohnblumen, Dahlien. Das war ein Glückserlebnis, denn alles, was wir hier ausgesetzt haben, ist prächtig gekommen – in einem anderen Feld dafür gar nichts.

Ihr wechselt also wie in einem Kloster- garten zwischen Schönheit und Nahrhaftigkeit.

Wenn du so willst. Im dritten Feld wuchsen Salate, und denen hat es bei uns gut gefallen. Zupfsalat, Lollo rosso, das werden wir im kommenden Sommer erweitern. Auch der Mangold kam wunderbar, die Kapuzinerkresse ist uns leider im Septem- ber abgefroren.

Zwiebeln, Lauch?

Ja, Zwiebeln hatten wir. Aber sie wurden nicht größer als Tischtennisbälle. Kren und Senfrucola funktionierten gut, und im Geschwisterbeet hatten wir Zucchini, Kürbis, Radieschen.

Wie war die Ernte?

Bescheiden. Die Radieschen ließen wir auswachsen, damit sie sich aussäen.

Bei Kartoffeln, Salat und Mangold ist klar, was damit geschieht. Aber was tut ihr zum Beispiel mit Tagetes?

Aus den Blättern machen wir Öl. Jamie aus dem Culinary Lab hat zu praktisch allem, was hier wächst, eine Idee.

Und Obst?

Wir versuchen, einen Apfelbaum wachsen zu lassen. Das ist auf dieser Höhe ein Experiment. Aber wir sind zuversichtlich. Außerdem haben wir neben drei Reihen mit Winterspargel auch eine Erdbeerreihe, die wir allerdings erst im August geerntet haben. Rhabarber setzen wir jetzt. Auf ihn hoffen wir sehr.

Der Garten liegt leicht abschüssig auf dem Hang hinunter zum Lech. Wie schwierig ist es, hier zu arbeiten?

Es ist ein bisschen zugig, deshalb bauen wir mit Holzzäunen und Sträuchern Windschutz. Außerdem achten wir natürlich aufmerksam auf die Fruchtfolge. In diesem Jahr setzen wir wieder ganz anders als im Vorjahr.

Wie reagieren die Menschen, wenn sie dich im Garten arbeiten sehen?

Sie interessieren sich. Sie stehen da, schauen zu, suchen das Gespräch. Der Garten ist etwas Lebendiges, von hier geht Leben aus.

Einheimische oder Gäste?

Beides. Die Einheimischen kommen halt regelmäßig. Jeder weiß etwas, gibt Tipps. Ein bisschen Gemüse hat schließlich jeder zu Hause.

Für dich ist der Garten fast ein neuer Beruf geworden, oder? Täglich gießen gehen …

Moment! Ich bin zwar täglich im Garten, aber Gießkanne hat dieser Garten keine gesehen.

Sondern?

Die Feuchtigkeit kommt allein aus dem Mulch. Fahr doch mit der Hand hinein, schau, wie schön und saftig die Erde ist.

Was sind also die wichtigsten Lehren für das kommende Jahr?

Erstens: Wir brauchen nicht nur Samen, sondern auch Setzlinge. Vielleicht ziehen wir uns die in Zukunft ja auch selbst. Zweitens: Wir werden größere Steine zu den Kräuterbeeten legen, damit sie die Wärme speichern und an unsere Pflanzen abgeben können. Drittens: Wir werden die Köchinnen und Köche schulen, damit sie so ernten, dass es für die Pflanzen optimal ist.

Was ist der Garten also für dich, Hillo?

Ein Ort, der möglichst umfangreich die Restaurants der Roten Wand versorgen soll. Aber auch ein Platz der Kommunikation, wo sich Menschen treffen. Manchmal, wenn ich am Garteln bin, denke ich mir eh schon: Hier ist der Mittelpunkt von Zug.

 

Zur Person: Hillo Rieder ist eine Schwester von Joschi Walch und lebt in Zug.